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Pyrotechnik für Einsteiger
Grundlegende Infos

Den Großfeuerwerker- sowie den Herstellerlehrgang hat man abgelegt, aber für die praktische Herstellung oder allein deren Diskussion bleibt dort keine Zeit - Rechtliches und Vorschriften stellen den wichtigsten Teil dieser Lehrgänge dar. Und Information über den praktischen Umgang ist, insbesondere in deutscher Sprache, kaum erhältlich und auch kaum vorhanden.
Um daher dem Einsteiger in dieses faszinierende Gebiet die praktische Arbeit unter Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen und Sorgfältigkeit zu erleichtern, sollen auf dieser Seite insbesondere Informationen aus englischen Quellen frei ins Deutsche übernommen und ansprechend dargestellt werden.
Allerdings sei an dieser Stelle auch nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Autor keine Garantie für die Richtigkeit dieser Informationen übernehmen kann. Da die Informationen ohne eigene Arbeit mit der Pyrotechnik aus der Literatur und aus Gesprächen übernommen wurden, sind Übertragungsfehler und Fehler der Quellen nicht auszuschließen! Damit können die Informationen von The Pyrotechnician auch keine eigene, tiefergehende Beschäftigung, insbesondere mit dem Thema Sicherheit, ersetzen. Auch ein gewisses chemische Grundwissen sollte Vorraussetzung sein, die hier nicht erarbeitet werden kann.
Einstieg:
  1. Zuallererst ist das Wichtigste: Lesen und Informationen sammeln. Idealerweise nicht nur im Internet und nicht nur aus einer Quelle, um einen Überblick zu gewinnen, und die unterschiedlichen Schwerpunkte der Autoren kennenzulernen. Verschiedene Blickwinkel sind nicht nur aus Gründen der Sicherheit, sondern auch aus künstlerisch-technischer Sicht unabdingbar. Ein halbes Jahr intesive Beschäftigung mit der Theorie der Pyrotechnik sollte der praktischen Arbeit vorangehen. Insbesondere will ich ausdrücklich dazu auffordern, sich nicht nur auf dieser Seite zu informieren, auch wenn ich versuche ein möglichst umfassendes Bild der Pyrotechnik zu liefern. Einige interessante Seiten zum Thema finden sich unter "Links". Und bei allen im Internet kursierenden Anleitungen ist ob der Zahl ungenauer Inhalte große Vorsicht angebracht. Werke wie das "Anarchist's Cook Book" oder "Der kleine Sprengmeister" sind mehr Selbstmordanleitungen als sinnvolle Informationen! Keinesfalls sollte man sich auch auf die deutsche Literatur beschränken, da die wichtigsten Werke auf Englisch erschienen sind.
  2. Dann kommt der praktische Teil: Zuerst einmal sollten sämtliche rechtliche, versicherungstechnische und ähnliche Dinge geklärt sein. Außerdem muss die Sicherheit der Fabrikationsstätte gewährleistet sein. Außerdem sollte bereits ein Grundausstattung vorhanden sein; insbesondere eine gute Waage darf auf keinen Fall fehlen, denn nur mit Gewichtsverhältnissen lassen sich wiederholbare Ergebnisse erzielen, und auch in den Quellen sind i.A. Gewichtsanteile angegeben.
    Schutzkleidung ist noch vor dem allerersten Versuch anzuschaffen! Vertrautheit mit Sicherheitsregeln, siehe z.B. Artikel "Sicherheit" ist notwendig.
  3. Ist dieser Punkt abgehakt, so kann es losgehen. Für den Anfang empfiehlt es sich, nur wenige und recht problemlose Chemikalien zu beschaffen und an der Arbeit mit diesen Erfahrung zu gewinnen. Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel sind unumgänglich; evtl. ist noch Sorbit und Zucker nützlich, vielmehr sollte es aber zu diesem Zeitpunkt nicht sein. Als erste Versuche empfiehlt sich, aus diesen Chemikalien frei Mischungen auszuprobieren und offen zu testen - das gibt ein Gefühl für die Stoffe, Mischungstechniken, Fragen wie der Partikelgröße uvm.
  4. Um mit den erworbenen Kenntnissen sehenswerte Effekte zu erzielen, sollte nun eine Kugelmühle gebaut oder gekauft werden. Damit ist es möglich gutes Schwarzpulver herzustellen, die Grundlage jedes Feuerwerkes. Versuche an kleinen Böllern (mit sicherer Zündtechnik) und einfachen, lose gefüllten Fontänen (hier erweisen sich nun grobe Metallspäne wie Eisen und Aluminium als nützlich) mit den bisherigen Chemikalien geben ein Gefühl für die Verdämmung pyrotechnischer Sätze.
  5. Mit einfachen Sternenmischungen wie z.B. TigerTail lassen sich nun Methoden der Herstellung von Sternen üben und diese ergeben in Starmines bereits einen sehenswerten Effekt.
  6. Ein leichter Ausbau des Chemikaliensortimentes um ungefährlichere Chemikalien (keine Chlorate, keine giftigen Stoffe, kein Ammoniumperchlorat, keine dubiosen Oxidationsmittel aus fragwürdigen Quellen!) ermöglicht weitere Effekt, z.B. Glitter. Bei diesen Mischungen zeigen sich bereits Probleme wie zu viel Wasser beim Befeuchten. Aber ein guter Glitter ohne Antimontrisulfid, welches giftig ist, kann sehr schön aussehen und ist ein respektables Ergebnis. Tipp: D1-Glitter.
  7. Gibt es keine Schwierigkeiten mehr beim Verarbeiten der Stoffe, so kann das Sortiment an Werkzeug, Chemikalien und Materialien kontinuierlich erweitert werden. Mit Zylinderbomben uvm. steht nun der Weg zum Großfeuerwerk frei. Besonders wichtig aber ist dabei: Nie den Respekt vor der Pyrotechnik verlieren und stets sorgfältig arbeiten. Sorgfältige Arbeit ist zwar oft zeitaufwendiger, ermöglicht aber auch zuverlässig Effekte. Eine gepfuschte Zylinderbombe wird nie zuverlässig abgeschossen und verzögert sein und stellt eine Gefahr dar! Und auch aufwendige, evtl. mehrstufige Effekte aus einem Feuerwerkskörper erfordern präzise Arbeit, um Punkte wie ein optimales Timing erfüllen zu können.
Literaturliste:
Die folgenden, vorwiegend englisch-sprachigen Werke gehören zur Standardliteratur zum Thema Pyrotechnik. Teilweise sind diese Bücher online als pdf-Dateien erhältlich; im Buchhandel leider recht teuer und oft nur als Import erhältlich. Die Lektüre ist allerdings sehr lohnenswert, insbesondere des Buches von Shimizu und Lancaster.
In älteren Werken werden allerdings teilweise gefährliche Mischungen (insbesondere mit Chloraten) genannt, die heutzutage zu Recht nicht mehr zum Einsatz kommen!
  • Takeo Shimizu: Fireworks - The Art, Science and Technique. Pyrotechnica Publications, Austin Texas 1981.
  • Ronald Lancaster: Fireworks - Principles and Practice, 3rd Edition. Chemical Publishing Co., New York 1998.
  • George W. Weingart: Pyrotechny - A Practical Manual. (Etwas veraltet, teilweise gefährliche Mischungen!)
  • Alexander P. Hardt: Pyrotechnics. Pyrotechnica Publications, Post Falls Idaho 2001.
  • Herbert Ellern: Military and Civilian Pyrotechnics. Chemical Publishing Co., New York 1968.
  • Pyrotechnika
  • AFN
  • Perigrin
Zum Schluss sei nochmals gesagt: Sorgfalt ist nicht nur ein Sicherheitsfaktor, sondern beschert auch bessere Ergebnisse. Einen Tag länger auf das Trocknen einer sorgfältig gepasteten Bombe warten macht diese zuverlässiger, den Effekt besser und das Ergebnis reproduzierbarer. Sauberes Verkleben statt hastiger Klebebandorgien, ordentliches Zurechtschneiden statt unsauberes Reißen, genaues Abwiegen - all das kostet erst etwas mehr Zeit, ist aber notwendig um sichere, reproduzierbare und nicht zuletzt beeindruckende Effekte zu erzielen.

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